Meldung vom 14.10.2019 „Macht ohne Missbrauch“

Semesterauftakt: Theologische Fakultät Paderborn startet mit Gottesdienst und Akademischer Jahresfeier in das neue Studienjahr

Mit einem Gottesdienst und der Akademischen Jahresfeier zu Beginn des Wintersemesters sind Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker und die Angehörigen der Theologischen Fakultät Paderborn am Montag, 14. Oktober, traditionell in das neue Studienjahr gestartet. Dabei stellte der Magnus Cancellarius der traditionsreichen Hochschule die Frage, „was getan werden kann, damit sich die Kirche neu an der Botschaft des Evangeliums ausrichten, Klerikalismus in der Kirche überwunden und seelsorgerliche Wegbegleitung mit geistlicher Autorität, aber ohne Missbrauch ermöglicht werden kann“. Für Antworten auf diese Fragen werde „die Theologie mit ihren Disziplinen und Kompetenzen gebraucht“, wie sie „in der Fakultät, aber auch an mehreren Standorten im Erzbistum vertreten“ sind. Beim nachfolgenden Festakt übergab Professor Dr. Wolfgang Thönissen das Rektorenamt an Professor Dr. Stefan Kopp.

Das Professorium der Theologischen Fakultät Paderborn im neuen Studienjahr 2019/2020. | Foto: ThF-PB

Schon in seiner Predigt bei der vorausgegangenen Messfeier in der Universitäts- und Marktkirche machte Erzbischof Becker den Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden der Theologischen Fakultät Paderborn deutlich: „Der Missbrauch von Macht war und ist ein Grundübel. Er beginnt im Kleinen und Heimlichen, und er setzt sich fort: in der Kirche, in der Politik und Gesellschaft, im Sport, überall, auf allen Ebenen. Er ist ein Krebsgeschwür.“ Eine Lösung sei es, miteinander „in der Liebe zu Gott, zum Nächsten und zur Welt verbunden und miteinander im Gespräch zu bleiben“, ergänzte der Magnus Cancellarius, „aber achtsam für die Art und Weise zu sein, wie man miteinander spreche, denn der Missbrauch der Macht fange immer mit dem Missbrauch der Sprache an“.

Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Professor Thönissen ein letztes Mal als Rektor alle Gäste im Auditorium Maximum. Zu den Ehrengästen gehörten Bischof Heinz Josef Algermissen aus Fulda, Dompropst Joachim Göbel sowie der Paderborner Weihbischof Dr. Dominicus Meier, der stellvertretende Landrat Vinzenz Heggen, Altbürgermeister Heinz Paus, Professor Dr. Torsten Meier, Vizepräsident für Internationale Beziehungen der Universität Paderborn, Professor Dr. Volker Peckhaus, Dekan der dortigen Kulturwissenschaftlichen Fakultät sowie Professorin Dr. Nicole Priesching vom Lehrstuhl für Kirchen- und Religionsgeschichte und Jürgen Reineke von der Bank für Kirche und Caritas.

In seiner Rede stellte Professor Thönissen drei Schwerpunkte für die Weiterentwicklung der Theologischen Fakultät in den Mittelpunkt: die Fortführung der Vernetzung der Katholischen Hochschulen untereinander und auch mit anderen Hochschulen, die Stärkung und Hervorhebung des eigenen Profils der Theologischen Fakultät sowie die Diskussion des Standortes der neuen Bibliothek. „Der neue Standort sollte sowohl dem starken theologischen, ökumenischen und philosophischen Schwerpunkt der jetzigen Bibliothek, aber auch der Zusammenarbeit mit den anderen Religionen Rechnung tragen“, erklärte der scheidende Rektor, „dann könne mit dieser Bibliothek ein Leuchtturm gesetzt werden“.

Als letzte Amtshandlung übergab Professor Thönissen nach zwei Amtszeiten als Rektor – von 2003 bis 2005 und von 2017 bis 2019 – seinem Nachfolger Professor Kopp, Lehrstuhlinhaber für Liturgiewissenschaft, die Amtskette und wünschte ihm und der neu gewählten Fakultätsleitung für die kommende Amtszeit alles Gute und Gottes Segen. Gleichzeitig bedankte sich Professor Thönissen bei allen Kolleginnen und Kollegen sowie den Mitarbeitenden für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung.

 

(v.l.n.r.) Professor Dr. Wolfgang Thönissen übergibt die Amtskette an Professor Dr. Stefan Kopp. | Foto: ThF-PB

Der neue Rektor, Professor Dr. Stefan Kopp, zugleich jüngster Rektor einer Universität in Deutschland, hielt den Festvortrag mit dem Titel „Vom Dilemma der Macht in der Liturgie“. Dieser Vortrag bildete auch den Auftakt zur Montagsakademie, der öffentlichen Vorlesungsreihe der Theologischen Fakultät, deren Leiter Professor Kopp ist. Sie widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Macht und Ohnmacht in der Kirche“.

In seinem Vortrag vertiefte Professor Kopp die Ambivalenz der Machtfrage in der Liturgie und führte damit grundlegende Gedanken weiter, die der Erzbischof in seiner Predigt thematisiert hatte. Er ging den Fragen nach, wie Kirche in der Liturgie in Erscheinung tritt, also wie sie sich inszeniert, welche Wirkungen damit bewusst oder unbewusst erzielt werden und was dies mit Macht zu tun hat.

Im Rahmen der Akademischen Jahresfeier erhielten insgesamt acht Absolventen ihre Abschlussurkunden. Überreicht wurden sechs Magisterurkunden, eine Lizentiatsurkunde und eine Promotionsurkunde. Außerdem wurden vom Rektor mit Handschlag zehn neueingeschriebene und zwei aus den Freisemestern zurückehrende Studierende sowie ein Promovend und ein Habilitand an der Theologischen Fakultät Paderborn willkommen geheißen. Zurzeit studieren hier 95 Ersthörer und 984 Zweithörer.

Die musikalische Gestaltung lag in den Händen des Violoncello-Duos Marko Simic und Irena Josifoska. Sie spielten Boccherinis Sonate A-Dur L´Imperatrice, Barriere´s Sonate in G-Dur No. 10 sowie Vivaldis Sonate No. 5 e-Moll.